Es gibt einige Dinge, die uns als Skipper schon passiert sind, die einen Urlaub wesentlich beeinträchtigten. Dabei lassen sich die meisten Fehler sehr einfach vermeiden!

1. Grundberührung
Grundberührungen sind oftmals im besten Fall peinlich und sorgen mit einem ordentlichen Rumms für aufgeschreckte Gesichter- und den schlimmsten Fall will ich in diesem Blog gar nicht thematisieren. Die meisten Gewässer, in denen die breite Masse unterwegs ist und chartert, sind in der Regel so gut kartographiert, dass Grundkontakt fast ausschließlich auf die Kappe des Skippers geht. Und was sagt uns das über den Skipper? Er hat die Karte und die Passage, die er vorhat nicht ausreichend studiert, er hat scheinbar einen wesentlichen Gefahrenpunkt für die Passage übersehen und er hat das Tiefenmesser nicht im Blick gehabt- beziehungsweise seine Crew nicht ausreichend auf die Tiefe aufmerksam gemacht. Die Folge: Das Vertrauen Deiner Crew in Deine Fähigkeiten als Skipper hat einen erheblichen Knacks bekommen. Das wirst Du sofort merken. Deine Entscheidungen als Skipper werden hinterfragt, die Crew fühlt sich unsicher und der Urlaubstörn wird plötzlich zu einem Stressfaktor. Dabei ließe sich so ein Fehler einfach vermeiden! Indem Du Deine Passage gründlich planst, die richtigen Karten mit dem richtigen Maßstab studierst und Deine Crew auf potenzielle Gefahren während eines Törns hinweist, kannst Du relativ sicher sein, dass Du nicht auf Grund laufen wirst. Wenn Du in Tidengewässern unterwegs bist, müssen deine Tidenkalkulationen korrekt sein- um zu wissen, mit welcher Höhe der Gezeit und somit welcher Wassertiefe wir es eigentlich zu tun haben. Bei vielen Echoloten kannst Du außerdem einen Alarm einstellen. Gehe dabei nicht übervorsichtig vor, sonst wird Dich der Alarm nerven und bei einer eigentlichen Gefahr eher desensibilisieren. Versuche die Crew in deinen Planungen und Überlegungen für einen Törn miteinzubeziehen. Sie werden sich als vollwertiges Crewmitglied fühlen und Dich mit Engagement und Freude unterstützen und gleichzeitig wachsamer sein!

2. Hafenkino

Hafenkino haben wir alle schon erlebt. Manchmal habe ich den Luxus als Crewmitglied zu segeln. Ich beobachte dabei an mir, dass ich meinen Kopf ausschalte und dem Skipper die volle Verantwortung gebe und genau nach seinen Instruktionen handle. Manchmal denke ich mir: „Das würde ich jetzt anders machen“. Aber ich würde die Autorität meines Skippers nicht untergraben und oftmals gibt es nicht nur eine richtige Lösung. Als Skipper liegt das Geheimnis darin, sich bei einem Manöver viel Zeit zu nehmen. Ich empfehle immer einen „Fly by“. Also schau Dir die Lücke, in die Dich der Hafenmeister stecken wird, an. Fahr daran vorbei und beachte dabei alle wesentlichen Faktoren. (Zu den Prinzipien des Einparkens wird in Kürze ein Beitrag verfasst!) Der nächste Schritt ist, deine Crew genau zu informieren und Dein Schiff auf das Manöver vorzubereiten. Für diesen Schritt hast Du alle Zeit der Welt! Lass Dich nicht von einem Hafenmeister stressen. Vor allem wenn Du eine weniger erfahrene Crew hast und es noch einer der ersten Tage des Törns ist, überprüfe, ob die Leinen korrekt gelegt sind, und überlasse dies nicht dem Zufall, nach wenigen Tagen ist deine Crew bereits viel erfahrener und weiß, was sie zu tun hat, aber anfangs musst Du hier besonders aufpassen. Während des An.-oder Ablegemanövers gibt es bei mir 2 Grundregeln: 1. Keiner erhebt seine Stimme. Und 2. An Bord wird nicht gelaufen. Es gibt nichts schlimmeres, als ein am Steuer stehender Skipper, der seine Crew zusammen schreit und Leute, die wie aufgeschreckte Ameisen über das Schiff huschen. Wenn mal etwas nicht klappt, dann fahr nochmal raus, bereite Dein Schiff vor, passe es an die Konditionen an, die Du vielleicht anders, oder weniger stark eingeschätzt hast und starte Dein Manöver von neuem. Wenn ein Crewmitglied plötzlich das Gefühl hat laufen zu müssen, hast Du in Deiner Vorbereitung ein wesentliches Detail übersehen. Wenn Du an-oder ablegst und jemanden am Bug hast, der Dich auf Distanzen hinweisen soll, verabrede einige Handzeichen (5 Finger sind 5 Meter, Arm nach oben heißt gerade weiter, arm nach SB heißt Schiff mehr nach Steuerbord etc.). Das ganze funktioniert übrigens auch nachts! Vor allem wenn man nachts in einem ruhigen Hafen ankommt, ist es wichtig leise zu sein. Indem man seine Hand vor ein Navigationslicht am Bug hält (die Navigationslichter sind oftmals ganz vorne am bug angebracht) kann man nonverbal seinem Skipper mitteilen, ob das Schiff eher nach SB oder BB muss. Das funktioniert für das Aufpicken einer Boje hervorragend!) Es gibt nichts cooleres als ein gut vorbereitetes Hafenmanöver, in dem jeder weiß was er tut, und Teile der Crew, die keine Aufgaben haben, entspannt im Cockpit sitzt! Leider werden die Hafenmanöver während einer Ausbildung oftmals vernachlässigt, aber es gibt spezielle Skippertrainings, die speziell auf Hafenmanöver abzielen und das lohnt sich häufig im Vorfeld, wenn man als frisch gebackener Skipper seine Familie oder Freunde mitnehmen will!

3. Anker Probleme

Ankern ist eine der romantischsten Dinge, die man auf einem Urlaubstörn machen kann! Sehr luxuriös ist es, wenn man eine schöne Bucht gefunden hat, in der wenige Schiffe sind, oder die man ganz für sich hat! Aber Ankerplätze haben auch oft Tücken, deren man sich bewusst sein muss! Ist der Ankergrund geeignet? Hast Du den Anker fest gefahren, um sicher zu gehen, dass er hält? Hast Du genügend Ankerkette ausgeworfen? Und hast Du im Falle eines Tidengewässers ausgerechnet, um wie viel die Tide noch sinken oder steigen wird? Auch sehr peinlich, wenn man nach 2 Stunden auf dem Trockenen sitzt, also beachte diesen Punkt! Im Mittelmeerraum drohen oft andere Gefahren, die einen weniger erfahrenen Skipper überraschen können- wie zum Beispiel katabatische Winde. Katabatische Winde sind kalte Fallwinde, die je nach Revier sehr typisch sein können und eine beachtliche Stärke entwickeln können- und die im schlimmsten Fall eine ruhige Ankerbucht, die nachmittags erreicht wurde, in einen vollkommen ungemütlichen und ungeeigneten Ankerplatz verwandeln kann. Deine Crew wird sich nicht sehr freuen, wenn sie das Abendessen abbrechen und nochmals bei Nacht ein neuen Ankerplatz finden muss. Daher informiere Dich im Vorfeld. Local Knowledge ist hier oftmals Trumpf, also habe keine Angst, Locals zu fragen, du wirst von ihnen oftmals die besten Informationen bekommen! Ein wesentlicher Punkt ist die oftmals vernachlässigte Ankerwache. Man sollte regelmäßig die Position überprüfen und vor allem bei Übernachtungen sicherstellen, dass der Anker hält. So können böse Überraschungen vermieden werden. Inzwischen gibt es ziemlich gut funktionierende Alarms, sowohl in den GPS Plottern der Schiffe, als auch als App- die erleichtern das Überwachen des Ankers. Meine Empfehlung ist, dennoch an einer „analogen“ Ankerwache festzuhalten- und auch hier die Crew in die Aufgabe einzubinden. Eine Kreuzpeilung mit dem Kompass ist für viele Crewmitglieder eine spannende Angelegenheit und von daher auch nicht nervig! Versuche Deine Crew immer einzubinden!

4. Wetter

Das Wetter zu studieren, die Vorhersage zu kennen und in der Lage zu sein, sie korrekt zu interpretieren, gehört zu den wesentlichsten Aufgaben eines Skippers- und sind ein essentieller Teil eines Passage Plannings! In deine Überlegungen solltest Du definitiv mit einbeziehen, wie stark oder anfällig Deine Crew ist, wie gut Dein Schiff auf die zu erwartenden Konditionen vorbereitet ist und ob Du Dir die Aufgabe als Skipper zutraust. Hier kommt oftmals eine psychologische Komponente mit ins Spiel, der man sich bewusst sein muss. Es kann sein, dass einige Crewmitglieder bereits Bedenken haben, aber diese nicht äußern. Das ist sehr normal und kann noch verstärkt werden, wenn eine Person vielleicht schon etwas mehr Erfahrung hat, oder generell großes Vertrauen in Dich hat, oder einfach ein bisschen mehr Action an Bord gerne hat. Das ist generell nichts schlimmes, aber oftmals fehlt einem besonders mutigen Crewmitglied die Empathie, sich in andere hineinzuversetzen und eventuell eher Vorsicht walten zu lassen.

Die Crew ist glücklich- auch bei stärkerem Wind!

Die Crew ist glücklich- auch bei stärkerem Wind! 

Hier ist es Deine Aufgabe als Skipper, Bedenken in Deiner Crew ernst zu nehmen und jedem das Gefühl zu geben, dass die Bedenken gerne gehört werden. Manchmal macht es auch Sinn, als Skipper die Position des „Bremsers“ einzunehmen, um deine Crew zu ermutigen, offen und frei zu sagen was sie denkt! Beachte auch, dass 6 Beaufort nicht gleich 6 Beaufort sind. 6 Beaufort aus raumen Wind sind in der Regel ein Hochgenuss und kann für eine absolute Anfängercrew ein tolles Erlebnis sein! 6 Beaufort über 10 Stunden auf die Nase kann eine wenig erfahrene Crew überlasten und aus einem Urlaubstörn ein Stresserlebnis machen. Daher nimm Dir die Zeit das Wetter und vor allem lokale Begebenheiten zu studieren und zu verstehen! Es gibt auch wenig Peinlicheres als auf die Frage „Was bedeuten diese Wolken, wird das Wetter noch schlimmer“ Keine Antwort geben zu können, daher solltest Du im Thema Wetterkunde fit sein!

5. Patenthalse

Das eigentliche Segeln während eines Törns sollte mit der entspannende Teil für Deine Crew sein. Sie wird dir kleine Ungenauigkeiten in der Segeltrim verzeihen und oftmals kann man über die Gründe warum ein Segel wie eingestellt ist, eine Crew hervorragend unterhalten und dafür sorgen, dass das Schiff optimal läuft. Eine Patenthalse dagegen wird Dir Deine Crew nicht so schnell verzeihen. Du hast damit fehlende Wind Awareness unter Beweis gestellt, die Sicherheit der Crew und je nach Bedingungen, des Schiffes, aufs Spiel gesetzt. Über die Sinnhaftigkeit eines Bullenstanders, also einer Leine, die den Baum daran hindert, unkontrolliert auf die andere Seite zu schlagen, kann man streiten, aber ich bin der Auffassung, dass ein gut gesetzter Bullenstander bei längeren Raum- und Vorwind Kursen eine sinnvolle Sicherheitsergänzung sein kann, vor allem, wenn Du nicht die ganze Zeit am Ruder stehst! Und Ruder zu gehen ist nun mal für Deine Crew eine der spannendsten Ereignisse während eines Törns. Ermögliche ihnen die Erfahrung, aber beachte dabei die Sicherheit an Bord!

 

Im nächsten Blog erfahrt ihr, was meiner Meinung nach einen guten Skipper ausmacht! Bis dahin, safe sailing, Euer Michael.